Leipzig (ots) - Getrübte Vorfreude Von Winfried WächterDas hat gerade noch gefehlt. Kurz vor der Fußball-WM ein neuer Wettskandal, wo der alte noch gar nicht so richtig in Vergessenheit geraten ist.

Die peinliche Debatte um die Sicherheit der Stadien hat auch keinen souveränen Abschluss gefunden und die Vorfreude erheblich getrübt. Da passen Nationalmannschafts-Desaster, Champions-League-Aus und UEFA-Cup-Pleiten ins traurige Bild.

Was ist los im Land der Ideen und der ach so meisterhaften Organisatoren? Sind nur noch Dilettanten und Ganoven am Werk, wenn der Welt in wenigen Wochen ein perfektes Deutschland präsentiert werden soll? Mit perfektem Ablauf, perfekter Stimmung und perfekten Festen. Perfekter Fußball wird sicher auch geboten, wenn auch wohl weniger von derMannschaft des Gastgebers. In dieser Beziehung hat der deutsche Fan seine Erwartungen in den letzten Wochen wahrscheinlich reduziert, sollten sie nach dem zwischenzeitlichen Hoch im letzten Sommer gestiegen sein. Dass aber kurz nach dem Fall Hoyzer offenbar erneut Manipulationen auf dem Spielfeld vorgenommen wurden, ist ein herber Schlag ins Kontor. Das Vertrauen in die Ehrlichkeit der Profis ist damit nachhaltig erschüttert.

Wer dachte, dass mit Hoyzers Be-strafung künftig alles mit rechten Dingen zugehen würde, sieht sich jedenfalls getäuscht. Offenbar bestehen nach wie vor bandenmäßige Strukturen, und mit großer krimineller Energie wird versucht, Fußballer zu beeinflussen und damit gewünschte Ergebnisse herbeizuführen. So gesehen hatten die Urteile gegen Hoyzer und die Strippenzieher um Sapina keine sonderlich abschreckende Wirkung. Schiedsricher sind allerdings jetzt nicht verwickelt, insofern zeigt sich eine neue Qualität:Es wird versucht, direkt und unmittelbar auf die Fußballer Einfluss zu nehmen. Ob dies erfolgreich ist, hängt von der Charakterfestigkeit der Profis ab. Vereine sollten also bei einer Verpflichtung nicht nur darauf achten, ob der Umworbene gute Übersicht auf dem Rasen beweist, sondern seinen Kopf auch außerhalb des Platzes zum Nachdenken benutzt und sich gegen falsche Freunde zu wehren weiß. Wie der Kicker, der den neuen Skandal ins Rollen brachte, indem er sich seinem Klub offenbarte.

Hoffentlich bleibt es dabei, und Mannschaften der ersten Bundesliga sind nicht betroffen. Sonst würde das Ansehen des deutschen Fußballs noch mehr leiden. Möglicherweise ist aber die Eliteklasse für solche Machenschaften weniger geeignet. Hier wird jede Aktion von mehreren Kameras akribisch verfolgt, so dass merkwürdige Aktionen eher auffallen. Abgesehen davon, dass in dieser Spielklasse Gehälter gezahlt werden, die die Anfälligkeit für Manipulation erschweren. Ein Bundesliga-Kicker müsste schon sehr dumm sein, um für ein paar tausend Euro seinen Vertrag zu riskieren.

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