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Doping Tour der Leiden
30.07.2007
Doping Tour der Leiden

Ulm (ots) - Sie hat mächtig Staub aufgewirbelt, diese Tour de France 2007. Und es war kein Feinstaub, sondern richtig massiver Dreck.

Liebevoll, andächtig wurde das Radsportspektakel in Frankreich oft als Tour der Leiden bezeichnet und von nicht wenigen Dichtern als solche besungen. Diesmal wurde daraus eine Tour der Leiden ganz anderer Art. Nicht nur die Fahrer litten, wenn sie ihre Leistungsgrenzen erreichten, es litten die Fans, die Funktionäre, die Sponsoren, ja sogar die Politiker an einem auch von Skeptikern nicht möglich gehaltenen Gemisch aus Lügen, Betrug, Scheinheiligkeit, Bunkermentalität, Egoismus und Erpressung. Diese Tour war eine einzige Skandal- oder Kriminalgeschichte.

Nun ist die Tour nicht der ganze Radsport, aber sie repräsentiert ihn als seine Königsdisziplin. Radfahren selbst ist auch nicht die Sportart Nummer eins in der Welt, aber vor allem durch die Menge der Hobbyradfahrer in einem besonderen Fokus. Mag vor allem der Profiradsport mit seiner extremen kommerziellen Verwebung anfällig für Betrügereien aller Art sein, so ist es dem Sport als ganzem doch nicht erlaubt, sich davon zu distanzieren. Es ist zu offensichtlich, dass auch in anderen Sparten nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Diese Tour de France 2007 muss der Anlass sein, mit einem entschlossenen Groß-Reinemachen über alle Disziplinen hinweg zu beginnen. Sonst könnte der Tag kommen, an dem sich Eltern besorgt die Frage stellen, ob sie ihre Kinder noch in die Sportvereine schicken können.

Die bisherigen Reaktionen sind da eher hilflos, in Teilen vielleicht auch geprägt von Schuldbewusstsein, von denen, die zu lange die Augen fest geschlossen hielten. Zu nennen sind der Ausstieg von ARD und ZDF aus der Live-Berichterstattung über die Tour, die Diskussion in Stuttgart, ob die Weltmeisterschaft dort ausgerichtet werden soll, die Forderung von Politikern nach härteren Gesetzen oder nach dem Einstellen der Sportförderung sowie diverse Rückzugsankündigungen von Sponsoren.

All dies ist bloßer Aktionismus. Nichts davon ist geeignet, das Problem wirklich anzupacken. Wenn es den Sponsoren um mehr als reine Werbung geht, sollten sie einen Bruchteil der Mittel in die Anti-Doping-Arbeit stecken und vor allem den Verbänden oder Ländern die kalte Schulter zeigen, die da nicht mitspielen. Eine WM-Absage mag Zeichen setzen, aber wem nützt sie wirklich? Politiker, die Kürzungen der Sportmittel anregen, wissen nicht, wovon sie reden, denn darunter leiden die Basis und die Jugend am meisten. Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Politik in Deutschland - übrigens gegen den Widerstand der CSU, die für mehr Härte plädierte - gerade ein Anti-Doping-Gesetz verabschiedet hat, bei dem sie sich mit einem windelweichen Kompromiss den Berufs-Beschwichtigern aus der Sport-Führung beugte.

Der Tour-Skandal hat immerhin bewirkt, dass nun deutlich offener über den Gesamtkomplex des Sportbetrugs diskutiert wird. Es muss alles daran gesetzt werden, dass die Doping-Mentalität in den Köpfen von Athleten, Trainern und Ärzten getilgt wird. Dies mag einige Zeit dauern, weil erst eine neue Generation dies auch glaubhaft vertreten kann. So lange muss jeder Sieger oder Träger eines Gelben Trikots mit Verdächtigungen leben. Womöglich ist er unschuldig, aber womöglich ist er auch durch langes Schweigen immerhin mit Schuld an den Zweifeln.

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